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Ausgabe 05/2006 Wirkstoff AKTUELL E I N E I N F O R M A T I O N D E R K B V I M R A H M E N D E S § 7 3 ( 8 ) S G B V Quetiapin (Seroquel®)
❏ Die kostengünstigen typischen (= konventionellen, Psychosen keine geringere Wirksamkeit als die Gruppe klassischen) Neuroleptika wie Haloperidol zeigen bei der atypischen Neuroleptika. Das teurere Quetiapin ist der medikamentösen Behandlung der schizophrenen in der Behandlung der Schizophrenie nicht überlegen. Indikation Empfehlung zur wirtschaftlichen Verordnungsweise
❏ Zur Behandlung der akuten schizophrenen Episode
❏ Ein individuelles Risikoprofil (Parkinson-Erkrankung,
sind Neuroleptika Mittel der Wahl. Eine Monotherapie
extrapyramidale Störungen in der Vorgeschichte, aus-
geprägte Minus-Symptomatik, kognitive Defizite) oder
❏ Die Behandlung der Schizophrenie kann mit einem
eine vorausgegangene Therapieresistenz können eine
kostengünstigen typischen Neuroleptikum erfolgen
Indikation für die initiale Behandlung einer schizo-
[1;2]. Hinsichtlich der Relation erwünschter und
phrenen Episode mit einem atypischen Neuroleptikum
unerwünschter Wirkungen sind die typischen Neuro-
sein [5]. Zu berücksichtigen sind die innerhalb der Grup-
leptika den atypischen vergleichbar. Das Auftreten
pe der atypischen Neuroleptika unterschiedlichen Neben-
extrapyramidaler Nebenwirkungen ist bei den atypi-
wirkungen (Blutbildveränderungen, Hyperprolaktinä-
schen Neuroleptika seltener [3], führt aber insgesamt
mie, Gewichtszunahme, Senkung der Krampfschwelle).
nicht zu einer besseren Verträglichkeit und einem
❏ Für das unter atypischen Neuroleptika behauptete
besseren Therapieergebnis [4;5]. Extrapyramidale
geringere Risiko der Entwicklung tardiver Dyskinesien
Nebenwirkungen sind durch die Gabe von Anticholi-
fehlt die durch Langzeitstudien gesicherte Evidenz.
nergika (z. B. Biperiden) kontrollierbar.
Das trifft auch auf Quetiapin zu [7].
❏ In Endpunktstudien (Zeit bis zum Therapieabbruch)
❏ Für weitere Indikationen wie organische Psychosen,
konnte für Quetiapin kein Wirkvorteil gegenüber den
wahnhafte oder psychomotorische Störungen hat
typischen Neuroleptika nachgewiesen werden [4;6].
Die täglichen Kosten der atypischen Neuroleptika sind um
den Studien meist als Referenzsubstanz eingesetzten
ein Vielfaches (bis 11-fach) höher als diejenigen des in
Wirkstoff Präparat Dosis (mg/Tag) Kosten für 4 Wochen
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Typische Neuroleptika Wirkstoff Präparat Dosis (mg/Tag) Kosten für 4 Wochen Wirkungsweise
Quetiapin gehört zu den Trizyklika und ist ein Dibenzothia-
Quetiapin hat zusätzlich eine hohe Affinität zu histamin-
zepinderivat. Der Wirkstoff hat antagonistische Wirkungen
ergen (cave: Sedierung) und ␣1-adrenergen (cave: orthosta-
auf verschiedene Neurotransmitter-Systeme im Gehirn. Die
tische Hypotonie) Rezeptoren. Nach oraler Gabe wird
antipsychotische Wirkung beruht auf der Blockade von
Quetiapin rasch und nahezu vollständig resorbiert, hat aber
Dopamin-D2- und der Serotonin-(5-HT2)-Rezeptoren. Das
aufgrund eines hohen First-pass-Effektes nur eine Biover-
für Quetiapin typische Rezeptorprofil, eine höhere Affinität
fügbarkeit von 9 %. Maximale Plasmaspiegel sind nach
zu den serotoninergen als zu den dopaminergen Rezeptoren,
etwa 1,5 Stunden erreicht, es bindet bis zu zwölf Stunden an
soll für ein geringeres Auftreten von EPS und eine bessere
die Rezeptoren. Die Substanz wird in der Leber fast voll-
Beeinflussung der Negativsymptome verantwortlich sein.
ständig von dem Isoenzym CYP3A4 metabolisiert. Wirksamkeit
In einer doppelblinden, placebokontrollierten Dosisfin-
pin-Dosen (75, 150, 300, 600 oder 750 mg/Tag) wurden in
dungsstudie wurden 109 hospitalisierte Patienten mit chro-
einer ebenfalls placebokontrollierten, randomisierten
nischer Schizophrenie über 6 Wochen mit Quetiapin behan-
Doppelblindstudie mit einer fixen Dosis von 12 mg/Tag
delt. Die Wirksamkeit wurde anhand verschiedener Skalen
Haloperidol verglichen. Nach sechs Wochen war in den
(BPRS, SANS, CGI und SAS)* beurteilt. Die Quetiapin-
Gruppen mit den vier höheren Quetiapin-Dosen und in der
Dosis betrug initial 3 x 25 mg/Tag und konnte bis auf 750
Haloperidol-Gruppe eine signifikante Besserung der BPRS
mg/Tag gesteigert werden. Gegenüber Placebo zeigte die
zu sehen. Im Vergleich zwischen Quetiapin und Haloperidol
mit Quetiapin behandelte Gruppe im Verlauf eine stetige
konnten keine Wirkungsunterschiede festgestellt werden.
Verbesserung der Symptome, die Differenzen am Endpunkt
Eine signifikant geringere Minus-Symptomatik gegenüber
waren aber nur für den BPRS Faktor IV (Maß für Aktivität)
Placebo trat in der Gruppe mit 300 mg/Tag Quetiapin und
und die SANS signifikant (p<0,05) [9]. Festgelegte Quetia-
bei den Patienten, die Haloperidol erhielten, auf [10]. Nebenwirkungen, Risiken und Vorsichtsmaßnahmen
❏ Kontinuierliche Blutdrucküberwachung zu Beginn der
❏ Metabolische Störungen: Gewichtszunahme, Hyper-
Behandlung (Orthostatische Hypotonie) [8]
glykämie, Diabetes mellitus, Hyperlipidämie [2;8]
❏ Die Applikation von Quetiapin sollte von regelmäßigen
❏ Erhöhung der Plasmakonzentration von Quetiapin bei
Kontrollen des Blutbildes (Leukopenie) [11;12] und der
gleichzeitiger Gabe von CYP3A4-Inhibitoren (z. B.
Leberenzyme (Leberversagen) begleitet werden [8]
❏ Somnolenz (Kein Führen von Kraftfahrzeugen oder
❏ Keine Anwendung von Quetiapin während der
Regelmäßige augenärztliche Kontrollen (Gefahr derKatarakt) [2]
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7. Tarsy D, Baldessarini RJ: Epidemiology of tardive dyskinesia: Is risk
BPRS = Brief Psychiatric Rating Scale; SANS = Scale for the Assessment of Negative Symptoms; CGI = Clinical Global Impressions; SAS = Simpson Angus Scale
Wirkstoff aktuell ist eine Information der KBV in Kooperation mit der ARZNEIMITTELKOMMISSION DER DEUTSCHEN ÄRZTESCHAFT.
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