WIE MAN(N) EINE PRINZESSIN WIRD
Copyright Cheryl Ann Costa 1994. All rights reserved.
Copyright der deutschen Übersetzung Thespis-Verlag, 1999
Dieses Stück kann entweder als Monolog oder als Einakter umge-
In der Version als Einakter gibt es Teile eines metaphorischen
Märchens vor jeder Szene, welche in der Monolog-Version wegge-
lassen oder eingangs als ganzes Märchen erzählt werden können.
Kann gespielt werden von einem Mann in matronenhafter konser-
vativer Frauenkleidung, oder von einer athletisch gebauten
Frau in matronenhafter konservativer Frauenkleidung. Wenn das
Stück von einer authentischen transsexuellen Person gespielt
wird, so kann diese in einem schwarzen Sweatshirt und schwar-
zen Hosen beginnen und im Laufe des Stücks in einen schwarzen
Eine Person mit reifer Stimme und einer gewissen Autorität.
Trägt formelle oder halbformelle Kleidung; oder aber sie er-
scheint als Mann in Frauenkleidung - Großmuttervariante.
Der Szenenaufbau soll mindestens bestehen aus: einem Kabarett-
stuhl, einem Ohrensessel mit einem Beistelltisch, einem Glas
Wasser, einem Kleiderständer für kleine Kostümteile und einer
Plattform oder Trittleiter; und möglicherweise einer Parkbank.
Der/die RegisseurIn hat freie Hand, die Bewegung auf der Bühne
Kostüme: verschiedene Dinge, die die jeweiligen Charaktermodi
hervorheben, zwischen denen die Darstellerin hin und her wech-
selt, besonders für die größeren, längeren Charakterparts.
[Beleuchtung: Spot auf den Erzähler auf der einen oder anderen
Erzähler: Es war einmal im fernen Königreich von New York in der
kristallenen Stadt, da wurde eine Prinzessin geboren. Bedauerli-
cherweise wurde aber die kleine Prinzessin mit einem auf ihr la-
stenden Fluch geboren, [Pause] denn sie kam im Körper eines
[Gesamte Kulisse erleuchtet - Person auf Bogart-Art - mit
Prinzessin: Ich wurde an einem verregneten Nachmittag geboren!
Am 23. April 1952 um 14:02, um genau zu sein, in einer kleinen
Industriestadt im Norden des Staates New York mit dem Namen
Corning — die stellen viel aus Glas her dort. Natürlich würde
ich nicht so einen großen Aufriß wegen meines Geburtsdatums ma-
chen, wenn es da nicht eine besondere astrologische Konstellati-
on gäbe. Astrologen sagen, alle meine Sterne sind in einer rück-
läufigen Position — was bedeutet, daß ich irgendwie ein bißchen
Widder bin und irgendwie ein bißchen Stier.
Alle sagen, mein Leben war bisher interessant und wird mit jedem
Tag interessanter werden. Es gibt da so ein altes Chinesisches
Sprichwort für Leute mit meiner Sternenkonstellation, “Du wirst
das interessanteste Leben leben.” Wissen Sie, was alle meine
Astrologenfreunde sagen? [Pause] Sie sagen, ich bin angeschmiert
Prinzessin: Die Vorfahren meiner Mutter kamen alle aus Nordeuro-
pa und sind hier in der neuen Welt ansässig seit Mitte des 19.
Jahrhunderts. Aber auf meines Vaters Seite wird es etwas inter-
essanter: wir stammen alle von portugiesischen und maurischen
‘Piraten’ ab und kommen von einer kleinen Inselgruppe, genannt
die Azoren. Von meiner kleinen portugiesisch-madeirischen Groß-
mutter sagte man, sie sei eine jener besonderen einheimischen
Schamaninnen gewesen, zu denen alle Dorffrauen kamen, um zu er-
fahren, was für ein Baby sie bekommen würden.
Prinzessin: Vertikal für Mädchen, horizontal für Jungen. Als die
Frau von meinem Sohn begann, ein Kind in sich zu tragen, fing
ich an, rosa Babyschühchen zu stricken [Pause]. Natürlich dach-
ten alle, daß meine Gabe dahin war, als ein munterer kleiner
Junge geboren wurde. Ich fuhr noch fast ein ganzes Jahr fort,
rosa Schühchen zu stricken. Langsam glaubten alle, daß ich nicht
mehr ganz richtig im Kopf war, [Pause] aber ich wußte es besser!
Erzähler: All die Tage ihres jungen Lebens wollte sie mit den
anderen kleinen Mädchen am Hof spielen, aber leider sollte das
nicht sein, denn man betrachtete solches Verhalten als unschick-
Prinzessin: Ich denke, der erste bewußte Gedanke, daß ich ein
Mädchen war, kam mir, als mir jemand sagte, daß ich ein Junge
sei! Bis dahin hatte ich wirklich nicht darüber nachgedacht. Ich
wollte verkleiden mit den anderen Mädchen spielen und wurde da-
für ausgeschimpft. Dann kam der Kindergarten, wo sie mich nicht
mit den anderen Mädchen in der Küche spielen lassen wollten. Es
gab zwei von uns ‘Jungen’, die das wollten, aber wir wurden ge-
zwungen, mit ‘männlichem Spielzeug’ wie Feuerwagen und kleinen
Das echte Problem kam 1959, als ich in die erste Klasse ging.
Ich sah einige der kleinen Mädchen, mit denen ich spielte, ihrer
Mutter Lippenstift ausprobieren, und so dachte ich mir, das tu’
ich auch. Das war die Ära als die Großmächte anfingen, in den
Weltraum vorzudringen und ihre ersten Kosmonauten aufzustellen,
und das Zeitalter der ersten professionellen Kampfflieger-
[mit ausgebreiteten Armen wie ein Flugzeug]
Jedenfalls, eines Freitagabend entschuldigte ich mich um ins Bad
zu gehen, und dort drinnen probierte ich etwas Lippenstift,
nachdem ich mein Geschäft verrichtet hatte. Leuchtendes
FeuerwehrROT! Ich versuchte es abzuwaschen, aber es ging nicht
Ich war sieben Jahre alt, was wußte ich schon von Abschmink-
creme? Ich versuchte es abzuseifen, so gut ich konnte, und sagte
meinen Eltern “Gute Nacht”. Am nächsten morgen spielte ich im
Eßzimmer als meine Mutter mit dem Frühstück hereinkam. Sie
blickte runter zu mir, fing an zu starren und packte mich und
zerrte mich ins Bad. “Mami, was ist los?” Ich geriet in Panik.
Sie rief nach meinem Vater, denn wie die Sache so aussah, dachte
sie, ich war gerade dabei eine dieser schrecklichen Kinderkrank-
heiten zu kriegen. Als mein Vater endlich im Bad erschien, hatte
meine Mutter sich soweit beruhigt, daß sie die rötlichen Spuren
um meinen Mund als Lippenstiftüberbleibsel erkannte. Sie
schimpfte und tobte, und jagte mir große Angst ein. Dann fragten
Da ich ein guter katholischer Junge war, antwortete ich so ehr-
lich wie ich konnte: “Ich mag Mädchendinge!” Natürlich folgte
darauf weiteres Schimpfen und Toben daß das Kind ANDERSRUM ist
oder so, und es wurde mit dem Finger auf einander gezeigt, als
Dann beruhigte sich meine Mutter und wendete ein einfaches Para-
[Mutter] “Du willst doch ein Düsenflugzeugpilot werden, oder?”
[Mutter] “Also, Mädchen fliegen keine Düsenflugzeuge, und genau-
so wenig Jungen, die Lippenstift tragen.”
Von diesem Tag an beschränkte ich mich auf zwei Dinge,
Erstens: Nie, nie wieder die Wahrheit über meine Mädchengefühle
Erzähler: Als sie eine junge Frau von vierzehn, fünfzehn wurde,
begann sie, nach Antworten auf ihre Fragen zu suchen. Sie durch-
stöberte die Regale der königlichen Bibliothek und nachdem sie
eine Menge gelesen hatte, fand sie heraus, daß der Fluch, der
auf ihr lastete, in Wirklichkeit ein sehr häufiger Fluch war
[Pause] vergleichsweise, jedenfalls.
Prinzessin: In der Pubertät war die beharrliche kleine Stimme in
meinem Herzen nicht mehr zum Schweigen zu bringen. Aber . was
konnte ich tun? Ich lebte in einer verschlafenen, kleinen, von
der Realität abgeschirmten, Stadt. Diese Art von spießiger, kon-
servativer Kleinstadt die man in Norman Rockwell-Bildern sehen
kann. Ich hatte nicht die geringste Ahnung, woher ich Hilfe hät-
te bekommen können, und ich war verzweifelt auf der Suche nach
Informationen. Ich wäre zu jedem gegangen, wenn ich gedacht hät-
te, es würde mich irgendwie weiterbringen.
[Ganz aufgeregt - packt den Stuhl, dreht ihn um und kniet sich
Dann, eines abends 1968 hatte Merv Griffin - Christen Jorgenson
in seiner Show zu Gast, dessen Geschlechtsumwandlung erstmals
öffentlich bekannt wurde in Amerika. Ich war völlig fasziniert
von ihr, hörte begierig auf das, was sie sagte, und merkte, wie
ich mich nur allzu sehr mit ihr identifizierte. Schließlich
sprach sie ein Vier-Silben-Meisterwerk aus: “TRANSSEXUELL!”
Ein Wort, das für mich Gold wert war, und still schrieb ich es
auf und erfand eine Ausrede, um gleich am nächsten Tag in die
nächstgelegene Bibliothek gehen zu können. Das war nicht allzu
schwer, schließlich war ich inzwischen ein übertriebener Bücher-
wurm und war zu ‘Lehrers Liebling’ geworden und zum
‘Bibliotheksnarren’ in meiner Freizeit.
Nachdem ich ausgedehnte Recherchen von Mikrofilmen und verschie-
denen Bibliothekskatalogen absolviert hatte, häufte ich einen
Stapel mehrerer Dutzend Bücher und Artikel zum Thema ‘Gender
Reassignment’ - Neuzuordnung des Geschlechts an, einer gerade
neu aufkommenden Wissenschaft. Ein Bücherwurm zu sein half mir
ganz sicher, das notwendige Material für meinen fiktiven
Natürlich las ich die ganzen Sachen heimlich, versteckt hinter
ganz gewöhnlichen Büchern und Magazinen wie ‘Boys Life’ oder
‘Die praktische Welt der Motoren’. Mein Lesen brachte mir eine
Menge Informationen, und meine sechzehnjährige Logik kam zu drei
Erstens: Ich kann nicht weg von zu Hause, ich bin zu jung.
Zweitens: Mach die Schule fertig und verschwinde von hier.
Drittens: Wenn sie es herausfinden, werden sie mich einschließen
Erzähler: Als sie ihre königliche Schulbildung beendet hatte,
entschloß sie sich, ihrem Land und König zu dienen, und wurde
konfrontiert mit der harten Realität der Welt außerhalb des Kö-
Prinzessin: Während ich den letzten Tagen meiner Highschoolzeit
entgegensah, beschränkte ich mich auf die Zielsetzung, daß ich
etwas lernen mußte, was mir später einen guten Job verschafft,
und der einfachste Weg, das zu tun, war zum Militär zu gehen.
[Salutiert wie ein professioneller Jagdpilot]
Eine Möglichkeit war die Luftwaffe, für vier Jahre. Die andere
war, für zwei Jahre als Kanonenfutter nach Vietnam zu gehen. Mit
einem 1A Musterungszertifikat und einer niedrigen Losnummer war
Ungefähr zu dieser Zeit las ich ein sehr populäres Buch: “Alles
was Sie je über Sex wissen wollten . aber sich nicht zu fragen
Ich war fasziniert von all den verschiedenen Sextechniken, all
die Dinge die ich auf der Straße nie gelernt hatte. Dann las ich
das Kapitel über transsexuelle Personen. Zu meinem Entsetzen
schrieb der Autor dort, TRANSSEXUELLE seien nichts anderes als
VERSTÜMMELTE HOMOSEXUELLE TRANSVESTITEN! Ein Homosexueller!!!?
In jener Zeit, 1970, glaubten viele Leute, einschließlich ich
selbst, daß Homosexuelle seltsame Perverse seien, die Kinder auf
dem Schulhof verfolgten. Sie hatten große häßliche Hörner auf
ihren Köpfen, wie naiv wir damals alle waren. Aber für einen
naiven 18jährigen Jugendlichen klang das alles ziemlich ernst.
Ich war fassungslos; und das nach all dem Positiven, das ich ge-
lesen hatte, in den fortgeschrittenen Werken von Dr. Money, und
Dr. Green, und natürlich Dr. Harry Benjamin. Das war das erste
Mal, daß ich kapierte, daß ich ein “PERVERSER” sein könnte. Ich
verbrachte qualvolle Tage - ich war das nicht, ich war kein PER-
[Sie fällt langsam zu Boden, völlig niedergeschmettert - dann
beruhigt sie sich während sie wieder aufsteht]
Am nächsten Tag tat ich das einzig ehrenhafte, das ich unter den
Umständen konnte: ich meldete mich freiwillig für Vietnam.
Ich würde in den Krieg ziehen und wenn nötig einen ehrenhaften
Selbstmord im Dienst meines Landes begehen.
[Ein langsamer Präzisionssalut - Stimme wie die eines Ausbil-
Etwas, was eine konservative Familie wie meine respektieren wür-
de. Ein toter Kriegsheld ist mit Sicherheit besser als ein le-
Erzähler: Um so ehrenhaft wie möglich für ihre Familie zu sein,
entschied sie sich, ihre Identität als Prinz so gut sie konnte,
anzunehmen — und so zog sie in den Krieg. Sie leistete ihren
Prinzessin: Wissen Sie, ich habe etwas über das Schicksal ge-
lernt: wenn etwas in Ihren Sternen steht, wird es so geschehen,
egal was Sie tun. Ich meldete mich freiwillig für alle möglichen
gefährlichen Missionen; ein Telefonleitungstechniker zu sein,
war nicht schwer, aber Telefonmaste hochzusteigen in einem
Kriegsgebiet konnte riskant werden [Pause]. Wenn Leute von bei-
den Seiten auf dich schießen, wird es ziemlich unheimlich.
Als ich aus Vietnam zurückkam, meldete ich mich freiwillig für
eine weitere Mission in Übersee, und wurde augenblicklich beför-
dert und nach Korea geschickt. Also, 1972 war Korea ein gut ge-
hütetes Geheimnis für die, die wußten, wie man Spaß hat bei ei-
nem Auftrag im Fernen Osten. Da ich in einer Stimmung kategori-
scher Verleugnung war, suchte ich die Gesellschaft von profes-
sionellen Damen, um meine Rambo-Kriegshelden-Identität wieder zu
bestärken. Aber durch meine überaus sanfte und großzügige Natur
konnte ich mich mit mindestens einer der Damen in Kunsan gut-
stellen. Das ging soweit, daß ich schließlich sogar ein Zimmer
im Bordell hatte. Ich sehe schon die Fragen auf Ihrem Gesicht,
was ich dort tat. Sie kennen doch das alte Sprichwort: es ist
gut, einen Mann im Haus zu haben. Ich reparierte das Dach,
machte Klempnerarbeiten und verlegte sogar eine komplette neue
Elektrik. Durch all das erwarb ich mir neben meinem Zimmer auch
eine Art Familienstatus. Sie müssen mich früh durchschaut haben,
denn die meisten Frauen waren sehr entspannt in meiner Gegen-
wart, ich war auf gewisse Weise eines der Mädchen - obwohl so
etwas nie ausgesprochen wurde. — Und, ja, ich bekam so viele
Erzähler: Nach dem Krieg kehrte sie nach Hause zurück, um eine
Frau zu nehmen und sich niederzulassen, wie es von jedem guten
Prinzessin: Eines Samstagmorgen drehte ich mich im Bett um, um
den Radiosender der Streitkräfte einzustellen, und ich hörte daß
meine Heimatstadt unter großen Mengen Wasser begraben war.
“Hurrikan Agnes!” Mit einem Entlassungspapier aufgrund schwerer
Umstände in der Hand kam ich nach Hause um meiner Familie beim
Es passierte ungefähr sechs Monate später, auf einer Weihnachts-
feier, auf der ehemaligen Spielwiese meiner wilden Jahre. Sie
war schwer, mit einer Stimme wie Roseanne –- und einer großen
Lunge, wenn Sie wissen was ich meine — und einer Chemie, einer
ganz besonderen Chemie –- ein wenig miteinander ausgehen, eine
Verlobung [Pause] und schon verheiratet! Ja, verheiratet.
Wissen Sie, wenn man Zweifel hegt an seiner Männlichkeit, sagen
sie dir: “Geh zum Militär, das wird einen Mann aus dir machen,
Wenn das nicht funktioniert, sagen sie dir:
“Mensch Junge, heirate, kriege ein paar Kinder, werde seßhaft.
Eine gute Ehefrau wird einen Mann aus dir machen.”
Erzähler: Aber die Prinzessin wurde bald rastlos. Der Funke ei-
ner Prinzessin glühte in ihrem Herzen, und da sie allein sein
wollte und Ablenkung brauchte, ging sie zur königlichen Schiffs-
flotte und besegelte das weite Meer.
Prinzessin: Sowohl Kay als auch ich wurden langsam erdrückt vom
Kleinstadtleben. Wir versuchten, da irgendwie wegzukommen. Ich
traf einen Rekrutierer von der Marine, der mich davon überzeug-
te, daß ich eine große Karriere als Reaktorbetreiber auf einem
U-Boot machen könnte. Ich habe ihm das ganze Zeug abgenommen und
verpflichtete mich für sechs Jahre fürs Institut für Nuklear-
Dort kam heraus, daß ich nicht gerade die mathematischen Fähig-
keiten besaß, die sie angenommen hatten. Obwohl sonst ziemlich
schlau laut IQ, hatte ich keine besondere Neigung zur Mathema-
tik, und so wurde ich zur Schule für Navigation und elektroni-
Es war während des emotionalen Zusammenbruchs, nachdem ich so
einen ehrenvollen Abgang aus der Nuklearschule serviert bekommen
hatte, daß Kay mich eines nachts völlig betrunken vorfand und
die ganze Geschichte aus mir herausholte. Wir suchten Beratung
fernab von Marinekreisen, und die Diagnose war genau wie ich
Wir begaben uns beide in unsere jeweiligen Verleugnungs-
strategien und sprachen einfach kein Wort mehr darüber. Ich
liebte sie und sie liebte mich, ich ließ mir einen Holzfäller-
bart wachsen und tat weiterhin so als wäre ich ein mächtiger Ma-
Kurze Zeit später fand ich heraus, daß ich nicht allein auf der
Welt war. Es gab andere “besondere Matrosen” wie mich.
Heimlich traf ich mich mit einem aus einer aktiven Gruppe etwa
50 Meilen vom Stützpunkt. Es stellte sich heraus, daß diese Dame
mittleren Alters die Kapitänin auf einem der U-Boote war.
Man kann einfach nie wissen, wen man trifft!
Erzähler: Nachdem sie die königliche Marine verlassen hatte,
nahm die Prinzessin eine Stellung in einem wissenschaftlichen
Unternehmen an, welches große blaue Rechenmaschinen für das Kö-
Prinzessin: Ich verließ die Marine als eine der oberen 10 Pro-
zent meiner Klasse, war gerade in weniger als sieben Jahren zum
Ersten Fähnrich befördert worden, hatte auch meinen Zwei-
jahresabschluß in Naturwissenschaften bekommen, und außerdem
noch einen Streitfall gegen die Marine gewonnen, der sich auf
die winzige Summe von 5,000 $ des Wiederverpflichtungsbonus be-
lief, den mir die Marine nicht zuerkennen wollte.
All das machte mich zum perfekten Kandidaten, für einen Auftrag-
nehmer des Verteidigungsministeriums zu arbeiten, und so ging
Erzähler: Es war nun an der Zeit, daß der Prinz einige geheime
Gesellschaften gründete für andere, die von einem ebensolchen
Prinzessin: Ich entschloß mich, ein Selbsthilfegruppe zu grün-
den. Das war harte Arbeit und kostete eine Menge Zeit. Natürlich
achtete ich darauf, daß dieser Mehraufwand an Zeit sich nicht in
meinem Eheleben bemerkbar machte. Da waren Probleme, die sich
aus dieser Art von Gruppe ergaben: Transvestiten geben dir ein-
fach nicht ihre Telefonnummern, statt dessen endlose verwirrende
Instruktionen, sie an einem bestimmten Ort zu einer bestimmten
Zeit zu treffen, wo sie nie auftauchen. Dann gibt’s die nerven-
den Ehefrauen der unzuverlässigen Transvestiten, und zu guter
Letzt das ganze geheimnisvolle Herumschleichen. Sowas kann einen
Ich beschloß, meine höhere Macht um Rat zu ersuchen, und das
ging ungefähr so: ich saß im Park und flüsterte ein einfaches
Gebet, “Liebe gütige Göttin, wenn ich auf dem richtigen Weg bin,
so gib mir bitte ein Zeichen.” In dem Moment hörte ich Leute um
mich herum sprechen. Ich öffnete meine Augen und da waren ein
halbes Dutzend Leute die mich anstarrten. Auf meinem T-Shirt, in
meinen Haaren und überall um mich herum tanzten Monarchen-
schmetterlinge. Ich nahm das als Zeichen göttlicher Bestätigung,
und nannte mein Vorhaben “Die Schmetterlingsgruppe”.
Später erzählte mir dann jemand, daß die Monarchen jedes Jahr um
diese Zeit nach Süden ziehen. [Lacht über sich selbst.]
Erzähler: Eines Tages suchte der Prinz Hilfe bei einem Zauberer,
der es verstand, Prinzen zu beratschlagen, die wußten daß sie
tief drinnen kleine Prinzessinnen waren.
Prinzessin: Meine Firma versetzte mich ins konservative alte
Virginia, in einen kleinen Ort namens Manassas. Das erste, was
ich dort tat, war, mir ein T-Shirt zu kaufen mit der Aufschrift
“Willkommen in Manassas, stellen Sie ihre Uhr um Zwanzig Jahre
zurück”. Ich wohnte im Hotel, während ich nach einer eigenen
Wohnung suchte. Eine Katze hatte ich auch nicht. Das gab mir den
Rest und so versuchte ich, einen Therapeuten zu finden, der sich
besonders mit Geschlechtsidentität auskennt. Wußten sie, daß es
im Einzugsgebiet von Washington,DC, ein Überangebot von 5800
Verhaltensspezialisten gibt? Ich suchte die heraus, die sich be-
sonders mit Geschlecht und Geschlechtsidentität beschäftigten,
und fand weniger als Hundert. Als ich dann weitersuchte nach de-
nen, die Erfahrung mit Transvestiten und Transsexualität haben,
blieben noch weniger als zehn. Dann sortierte ich noch die aus,
die weniger über das Thema wußten, als ich selbst, und hatte ge-
nau noch zwei. Einen Mann und eine Frau. Ich wählte den Mann we-
gen einer exzellenten Empfehlung. Harry und ich arbeiten zusam-
men von August 1986 bis zum Frühjahr 1989. Wir lachten, wir
stritten und wir gingen der Sache auf den Grund.
Erzähler: Sie nahm Heiltinkturen und Pulver ein, die speziell
zusammengestellt worden waren, um der Prinzessin drinnen auf den
Prinzessin: Ich begann mit weiblichen Hormonen am 4. Januar
1987. Ich war Teil einer Testgruppe von Versuchskaninchen, die
sich freiwillig gemeldet hatten, um eine neue Methode der Verab-
reichung von Hormonen zu testen. Wir zogen alle los, um uns lila
T-Shirts mit der Aufschrift “Versuchskaninchen” zu kaufen. Die
Ärzte gaben uns 500 Milligramm Depo-Provera pro Woche über eine
Zeitspanne von 18 Monaten. Das war genug um ein Pferd zu ka-
strieren, glauben Sie mir. Innerhalb der ersten 72 Stunden be-
gann ich, einen Unterschied zu merken, und innerhalb von drei
Wochen hatte ich so etwas wie eine spirituelle Erleuchtung,
[sie bewegt ihre Fäuste vor sich von beiden Seiten aufeinander
zu, auf das Wort “Krieg” treffen sie sich, auf “Kräften in mei-
ner Seele” werden die Fäuste zu betenden Händen wie bei einem
Buddhisten; spricht auf der einen Seite ihrer Hände über sexuel-
len Trieb, wendet den Kopf zur anderen Seite, um über Kay zu
Zum ersten Mal in meinem Leben befand sich der Krieg zwischen
den beiden Kräften in meiner Seele in einen Waffenstillstand.
Allerdings hatte ich den sexuellen Trieb eines Felsbrockens.
Achtzehn Monate später küßte mich Kay, nuckelte an meinem Ohr,
sprang zurück und sagte: “Es ist aus. Du schmeckst wie meine
Erzähler: Jetzt, wo die Tränke und Gebräue ihre Wirkung entfal-
teten und die Veränderungen offensichtlich wurden, herrschte
Prinzessin: Es war Mitte Juni 1988, und ich hatte schon seit
achtzehn Monaten Progesteron bekommen, da faßte ich die endgül-
tige Entscheidung, daß ich nie wieder in meinem Ausgangszustand
zurück wollte. Und so bat ich darum, nun zusätzlich auch Östro-
gen zu bekommen, kleine fußballförmige lila Pillen. Östrogen ist
eine natürliche Chemikalie die die Entwicklung der meisten weib-
lichen Geschlechtseigenschaften auslöst. Mit anderen Worten das,
was die Brust zum Wachsen bringt, die Hüften breiter macht und
natürlich das Premenstruale Syndrom hervorruft. Nachdem ich mich
seit achtzehn Monaten in einem Zustand chemischer Kastration be-
fand war ich entgegen aller Vorsätze wieder vorpubertär. Das
Östrogen brachte schnell eine zweite Pubertät auf den Weg. Ich
wußte, daß ich ein pubertäres Mädchen wurde als meine Telefon-
Es gab kleine Knoten auf meinem Brustkorb, solche schmerzhaften
kleinen Rosenknospen, die mir mächtig wehtaten, wenn ich mich in
der Nacht umdrehte. Ich mußte einige Sandbeutel von meiner ört-
lichen Theatergruppe borgen, damit ich mich nicht mehr umdrehen
konnte. Die andere große Veränderung, die auch meinen Mitarbei-
tern auffielen, war das Größerwerden meiner Hüften und Ober-
schenkel - alles was ich aß, ging auf meine Hüften, sodaß ich es
genauso gut einfach darauf hätte stapeln können. Schließlich be-
gann sich auch meine Gehirnchemie zu verändern, meine Art zu
schreiben änderte sich, meine Gedankenmuster waren in Bewegung,
Wissen Sie, während der Geschlechtsumwandlung war das größte
Problem das wir hatten, und ich meine das größte Problem, die
konservative Mentalität der Anzugtypen bei IBM. Es dauerte acht-
zehn Monate bis sie entschieden hatten, welche Toilette ich wäh-
rend der Geschlechtsumwandlung benutzen durfte. Am Ende war ihre
Lösung, daß ich die Toilette der medizinischen Abteilung benut-
zen sollte. Im Prinzip OK aber völlig unpraktisch, da man, al-
lein um hinzugelangen, zwanzig Minuten brauchte. Ein Gang zur
Toilette würde also fast eine Stunde dauern.
Als wenn das nicht schon schlimm genug wäre, weigerte sich der
Chef der medizinischen Abteilung, mir eine elektronische Plaket-
te auszuhändigen mittels derer ich Zugang zur abgesicherten Ab-
teilung gehabt hätte. Unterm Strich befand sich die einzige Toi-
lette, die ich befugt war zu benutzen, in einem elektronisch ge-
Ich mußte zum Fenster kommen, nach der Schwester klingeln, damit
Wir dachten uns einen Code aus: “Einmal rasieren und Haare
schneiden”, und dann drückte sie auf den Summer und ließ mich
aus den hinteren Büroräumen herein.
Schließlich brachte ich meinen Unmut gegenüber einem schwarzen
leitenden Manager zum Ausdruck, und nachdem er alle Greuel ge-
hört hatte, die mir angetan worden waren, sagte er: “Sieht aus
als wenn du mit uns im gleichen Boot sitzt!”
Er setzte sich in meinem Interesse ein und erreichte schließlich
daß sie auf großspurige IBM-Art 10,000$ ausgaben, um eine eigene
Toilette für mich in der Nähe meines Arbeitsplatzes zu bauen.
Diese Toilette war bekannt als die “Neutrum-Toilette”.
Warum war all das notwendig, fragen Sie sich bestimmt. Nachdem,
was ich so gehört habe, protestierten die Frauen, weil ich das
Ganze hier nur deshalb tun könnte, um in die Damentoilette zu
gelangen und Blicke auf die Frauen werfen zu können. Die Männer
wollten mich nicht in ihrer Toilette, weil ich mich schon so
verändert hatte und ziemlich ‘femi’ wurde. Die dachten alle, daß
ich irgendwie eigenartig schwul war - sie wurmte der Gedanke,
ich könnte sie von oben bis unten abschätzen für eine mögliche
sexuelle Eroberung. In Wahrheit hatte ich den Sextrieb eines
Felsbrockens, sexuelle Gedanken kamen mir überhaupt nicht in den
Der häßlichste Aspekt war das Gerücht ich könnte AIDS haben. Ich
meine, schließlich war ich eine sexuelle Monstrosität, oder?!
Ich mußte ja ganz abartiges, perverses sexuelles Verhalten ha-
ben, was sonst?! Ich mußte doch AIDS haben, klar!
Meine Kollegen setzten sich nicht neben mich, sie faßten meinen
Computer nicht an, sie benutzten nie den gleichen Stuhl in dem
ich bei einer Versammlung gesessen hatte, und sie fanden Arten
und Weisen, mir nicht die Hand geben zu müssen. Als ich während
einer internen Reorganisation in ein anderes Büro in einem neuen
Gebäude umzog, schickten sie meinen Schreibtisch und Stuhl zu-
rück ins Lager, weil niemand sie benutzen wollte.
[mit einem Pause und mit bitteren Gefühlen]
[erholt sich von diesem bitteren Punkt, geht zu einem anderen
Erzähler: Als der schicksalhafte Tag ihrer Wiedergeburt heran-
rückte, offenbarte sich der Prinzessin der wahre Charakter der
Prinzessin: Vor meinem Krankenhausaufenthalt passierten noch ein
paar wunderbare Dinge. Einige schwarze Frauen vom Computer-
zentrum hatten Erbarmen mit mir und luden mich zum Mittagessen
ein. Sie sagten mir, daß ihnen plötzlich aufgegangen war, daß
ich noch schlechter behandelt wurde als sie. Mit einem Toast
hießen sie mich willkommen im ‘Klub’.
Noch etwas anderes merkwürdiges passierte, das ein wenig meinen
Glauben an die menschliche Fähigkeit zum Mitfühlen wiederher-
stellte. Es war Mittag und ich arbeitete an einigen Berichten,
als es an der Tür klopfte. Im Eingang zu meinem Zimmer stand
eine sehr zurechtgemachte, attraktive blonde Frau. Sie schaute
mich an und sagte: “Sie kennen mich nicht, aber ich kenne Sie,
und ich wollte nur rüberkommen und Ihnen viel Glück wünschen und
Ihnen auch sagen, daß ich glaube, daß Sie die mutigste Person
Ich muß wohl nicht erst erwähnen, daß ich sprachlos war. Nachdem
wir uns ein paar Minuten unterhalten hatten, kam heraus, daß sie
mal eine Arbeit zum Thema Transsexualität geschrieben hatte,
während sie an ihrem Magisterabschluß arbeitete, und daß sie
seitdem davon fasziniert war. Sie sagte, daß sie zugesehen hat-
te, wie meine Unterschrift auf den Kaufanforderungen, die über
ihren Schreibtisch gingen, immer weiblicher wurde. “Ich mußte
einfach rüberkommen, und Sie verabschieden. Viel Glück, Liebes!”
Daraufhin umarmte sie mich, lächelte und ging.
Ich saß da und starrte zwanzig Minuten die Wand an. Ich dachte,
das ist nicht wirklich passiert; wahrscheinlich hatten die ollen
lila Pillen am Ende doch eine Gehirnzelle zuviel verbraten.
Einige Stunden später kam dann ein Mann mittleren Alters herein,
ein väterlich aussehender Managertyp, lächelte und fragte mich
ob ich bereit sei, und ich sah ihn an und begriff gar nichts
mehr. WAAHHH blubber blubber und die Wasserwerke gingen los. In
dem Moment umarmte er mich ganz fest und hielt mich bis ich mich
wieder beruhigt hatte. Schließlich sagte er: “Alles kommt in
Ordnung, tu was du zu tun hast, heile dich und komm zurück und
Als ich mich wieder in der Gewalt hatte, hält er seinen Daumen
nach oben während er nach draußen geht.
“Ruf mich an, wenn du irgendwas brauchst!”
Ich rief ihn nie an, aber es war gut zu wissen, daß ich es hätte
Erzähler: Schließlich sagte man ihr, daß sie die Hilfe eines be-
sonderen Ritters benötigen würde, der sich mit Heilkräutern und
feinen Messern auskannte, um sie auf ihren Weg zu bringen, eine
Prinzessin: Mein Arzt war ein bekannter plastischer Chirurg in
der kleinen Stadt Youngstown, Ohio. Seit ungefähr 19 Jahren hat-
te er als Nebenspezialisierung transsexuelle Chirurgie betrieben
- tatsächlich war er einer der Vorreiter der Kunst der operati-
ven Geschlechtsanpassung im Mittleren Westen. Youngstown war
einst eine Stahlindustriestadt bekannt für Männer aus Stahl -
jetzt war sie bekannt für Frauen aus Plastik.
Wußten Sie, daß das echte Mecca für transsexuelle Chirurgie ein
kleiner Ort namens Trinidad in Colorado ist? Eine kleine
Bergbaustadt, die fast dicht machte als das Erz alle war, und
durch einen unternehmerischen Arzt gerettet wurde, der die Wirt-
schaft der Stadt durch Tourismus und Bed&Breakfast wiederbeleb-
te, indem er eine Dienstleistung anbot - die der Transsexuellen
Chirurgie. Auf diese Weise konnte er in der Stadt auch die hi-
storische Tradition des ‘Kahlschlags’ weiterführen!
Mein Arzt rief mich im August an und fragte, wann ich kommen
wollte um es durchzuziehen. Ich wollte einen Termin für den 31.
Oktober vormittags, was er höflich ablehnte, da er zu einer Kon-
ferenz geladen war, die vom 28. Oktober bis 4. November gehen
sollte. Er könnte mich gerne am 5. November drannehmen. Also,
das war eines der Dinge für die ich ein Gefühl hatte und so sag-
te ich ihm, er solle mich trotzdem für den 31. eintragen.
“.aber ich werde auf einer medizinischen Konferenz sein.”
sagte er beharrlich. Ohne zu zögern sagte ich ihm, daß der Kon-
Jetzt dachte er wohl, daß ich verrückt war.
“Meine Liebe, solche Dinge werden zwei Jahre im voraus geplant,
sie fallen nie aus, dazu wäre geradezu höhere Gewalt nötig.”
Zwei Wochen später rief er mich an um zu fragen, ob es mir 8 Uhr
früh am 31. paßt. Ich fragte ihn nach dem Kongreß, und er sagte
der sei ausgefallen. Wie sich herausstellte, sollte er in San
Francisco stattfinden, aber das Erdbeben von 1989 eine Woche vor
dem Kongreß hatte das Hotel verwüstet und so wurde die ganze Sa-
Habe ich Ihnen nicht gesagt, daß gegen die Sterne nicht anzukom-
Erzähler: Mit einer besonderem Tapferkeit im Herzen, reiste sie
zum Königreich von Ohio, zum Dorf Youngstown, um bei einem be-
stimmten Ritter von Malta vorzusprechen, welcher sich bereitwil-
lig gezeigt hatte, der Prinzessin zu helfen und sich ihres
Prinzessin: Cindy, die Krankenschwester, kam früh um vier rein
an jenem Morgen, weckte mich, um mich duschen zu lassen und mir
im Zwielicht der Dämmerung meine Medikamentenration zu spritzen.
Sie holten mich etwa um halb acht und schoben mich zum Operati-
Mein Arzt war froh und wohlgelaunt während sein Assistent beun-
ruhigt dreinschaute, als ob er ernsthaft bedroht war. Er sah
mich an, sagte “Viel Glück”, daraufhin sah ich ihn an und sagte
“VIEL GLÜCK!”. Es hatte sich eine ungewöhnlich große Anzahl Men-
schen im Operationssaal eingefunden, und als ich fragte warum,
wurde mir gesagt daß sie zu Lernzwecken zuschauen würden.
Schwachsinn!! Sie waren Zuschauer, die sehen wollten, wie sich
jemand Penis und Hodensack abschneiden läßt. Ich erkenne doch
ein Publikum, wenn es vor mir steht. Also dachte ich mir, daß
ich genauso gut ein aktiv teilnehmender Schauspieler sein konn-
te, als ein bald passiver. Ich schaute meine Krankenschwester an
und fragte: “Will jemand einen Witz hören?”
Das brachte eine Vollbremsung in sämtliche Aktivitäten im Raum.
“Der Patient will einen Witz erzählen???”
Etwas zögerlich sagte der Anästhesist, “Warum nicht.”.
“Ist irgend jemand jüdisch hier?” fragte ich und zwei Leute ho-
ben ihre Hand. “Ich habe einen Moyel-Witz.” Die beiden Juden
grinsten, alle anderen fragten, was im Himmel denn ein Moyel
[sie steht auf für eine Auszeit, klassische Stand-up Comedy
Ok, eine Erklärung für alle Nichtjuden: ein Moyel ist der Mann
im jüdischen Glauben, der die zeremonielle Beschneidung durch-
der Witz ist, daß der Moyel die ganze Arbeit tut, und der Rabbi
Das ist noch nicht der Witz. Zwei Moyel-Freunde von mir, ein Va-
ter und ein Sohn, brachten mich zum Flughafen als ich hierher
nach Ohio flog, und der Vater kam dicht zu mir ran und sagte,
“Cheryl, habe ich dir je gesagt daß wir Moyels ein uraltes jid-
disches Wort für transsexuell haben?” Ich sagte “Wirklich?” “Ja,
Der Operationsraum war voller Gelächter. Der Anästhesist grinste
nur und sagte, “GUTE NACHT CHERYL”.
Erzähler: Am Morgen von Allerheiligen wurde sie zu der Prinzes-
[Steigt auf die Erhöhung, sitzt auf der Kante und schaut herun-
Prinzessin: Wenn du unter Vollnarkose gesetzt wirst, gibt es
diesen Abgrund, in den du hineinfällst, ein ganz eigenartiges
Zwielicht. Weder hier noch dort, nicht jetzt und nicht damals.
Die konkrete Prozedur beinhaltet das Teilen des Skrotums, des
Tut mir leid, ich wollte nicht, daß es jemandem von Ihnen unan-
Nach der Kastration entfernen sie die schwammige, weiche Masse
die sich mit Blut füllt und die Schwellung hervorbringt, die
eine Erektion ausmacht. Sie verlegen die Harnleitung und stülpen
die Penishaut von innen nach außen und stopfen sie hinein zusam-
Wenn der Arzt ein guter plastischer Chirurg ist, kann er eine
Klitoris aus dem schwammigen, weichen Material formen und Scham-
lippen aus der Haut des Skrotums. Wenn er richtig begabt ist,
kannst du sogar, wenn alles verheilt ist, einen Gynäkologen an
Sie müßten jetzt fertig sein. Entschuldigen Sie mich.
[Sie gleitet von ihrem Hochsitz herunter und setzt sich dahin,
Ich wachte zweieinhalb Stunden später in einem Überwachungs-
zimmer auf. Mein erster Blick fiel auf ein Dutzend Uhren an der
Wand, und ich hatte diese dumpfen Schmerzen im Genitalbereich
und ein Hämmern in meiner Brust. Allmählich, während ich langsam
zu mir kam, bemerkte ich diese zwei Typen mit Spikeschuhen die
auf meinem Unterleib standen, während ihr übellauniger Pitbull
Ich erzählte das einer verantwortlichen Schwester, und sie riet
mir, ich solle ihnen sagen zu verduften.
Ein paar Tage später kam ein Leidensgenossin, die die gleiche
Prozedur über sich ergehen lassen wollte. Sie fragte mich nach
den Beschwerden nach dem Aufwachen aus der Narkose und ich er-
zählte ihr von den zwei Typen mit dem Hund. Sie lachte nur und
Zwei Tage später humpelte ich den Gang runter, um sie zu besu-
chen, und das erste was sie zu mir sagte, war [angeschlagen,
schwach]: “Die zwei Typen mit dem Hund sagen hallo.”
Nach ein paar Tagen entfernte der Arzt das Katheder und sagte
einfach “PINKELN” und lief raus. Ich schaute die Oberschwester
an und fragte, “Wie? Wo?” und sie sagte, “In der Toilette, wo
Ich fragte noch mal, etwas detaillierter: “Wo ist das? Wie mach
Sie schaute mich an und fragte, wie ich das denn vorher getan
hätte. Ich erzählte ihr, daß ich es einfach ein wenig geschüt-
telt hätte und dann wär’s losgegangen, und jetzt?
Wir versuchten es für zwei Tage; zwischendurch bekam ich immer
wieder Katheder, um mich zu erleichtern. Nichts half.
Es lag nicht daran, daß etwas nicht stimmte, ich kriegte nur
Am Ende war ich entschlossen, pinkeln zu können, koste es was es
wolle! Ich bat die Schwester um zwei große Krüge eiskalter rosa
Limonade, und kippte beide hinunter.
15 Stunden später hatte ich es immer noch nicht geschafft, und
schließlich entleerte mich der Arzt wieder mit einem Schlauch.
[Stimme von Scotty aus Star Trek mit schottischem Akzent]
Ich bat den Doktor, mir den letzten Teil seiner Schicht zu wid-
men, um das Vorhaben endlich zu bewerkstelligen.
“Doktor, ich versuche hier gerade, die Gesetze der Physiologie
Ich ging in die Wäschekammer und brachte frisches Bettzeug und
zusätzliche Handtücher. Ein Teil des Problems bestand darin, daß
die Toilette kalt war. Ich hatte mich gerade richtig entspannt,
rannte dann hinein zu dem kalten Toilettensitz.
[setzt sich pantomimisch hin und kommt abrupt wieder hoch]
Ich war völlig entspannt, dann berührte ich den kalten Sitz und
Jetzt hatte ich einen Plan: ich legte mehrere Lagen Handtücher
unter mich, deckte mich mit einer warmen Decke zu, legte meine
entspannende New Age-Musik auf und konzentrierte mich genug aufs
Der Arzt kam wieder rein und fragte mich, was ich tat. Mit mei-
nen Kopfhörern auf schrie ich “ICH VERSUCHE INS BETT ZU MA-
CHEN!” Er grinste, zeigte mir eine alle-Macht-dem-Volk-Faust und
Schließlich und endlich ein Kneifen und Stechen und die süße Er-
Am Freitag den 10. November stand ich auf, duschte mich, zog
mich an, schminkte mich und wurde im Rollstuhl zum Ausgang ge-
schoben von dem Personal, das mir inzwischen lieb geworden war.
In einer Limousine wurde ich zum Flughafen gefahren, stieg in
den nächsten Flieger und kehrte nach Hause zurück.
Seitdem habe ich noch viele andere Abenteuer erlebt, mit vielen
anderen interessanten Geschichten, aber solche Dinge passieren
in einer Zeit ‘glücklicher Ewigkeit’, [Pause] Sie wissen schon,
wie in “sie lebten glücklich und zufrieden bis in alle Ewig-
[sie denkt nach, mit ernster Miene, als ob sie die Geschichte
In jener Märchenzeit der GLÜCKLICHEN EWIGKEIT [Pause] werden die
Märchenprinzessinnen ziemlich fett und kriegen eine Menge Kinder
und die Verwandten des dahingegangenen Drachens suchen nach dem
strahlenden Prinzen, der inzwischen fett und nicht mehr in Form
und zuckerkrank und längst nicht mehr so strahlend ist, wie frü-
her. Aber das ist eine andere Geschichte.
Ich habe diese Geschichte aufgeschrieben, weil Sie vielleicht
jemanden in einer ähnlichen Situation kennen, oder es gar selbst
Ich möchte daß Sie wissen, daß es viele kleine und große Mädchen
gibt, auf denen ein ähnlicher Fluch lastet.
Und ihr einziger Wunsch ist es, [Pause] eine Prinzessin zu wer-
Erzähler: — und die Prinzessin lebte glücklich und zufrieden bis
in alle Ewigkeit. Aber das ist eine andere Geschichte!
Eine Prinzessin im Werden wurde erstmals am 4. November 1994 am
Nationaltheater in Washington DC aufgeführt.
Daraufhin folgten Aufführungen in verschiedenen Kunstklubs und
Kaffeehäusern in der Hauptstadt und in Maryland sowie im Virgi-
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